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Das Bild rechts zeigt die Grundstruktur eines Baumes, gebildet durch den Stamm und die Leitäste. Ein Obstbaum sollte drei bis fünf Leitäste und eine Spitze haben, die aus der Stammverlängerung entsteht. Sehr selten haben Obstbäume in Kleingärten diese Struktur. Tragisch ist das nicht. Der höchste Punkt des Baumes ist seine Spitze. Ein Baum sollte nur eine Spitze haben, sonst konkurrieren die Spitzen miteinander. Die Leitäste gehen vom Stamm ab und tragen die ganze Holz-, Laub- und Fruchtlast. Damit sie das können, sollten sie idealerweise unter einem Winkel von etwa 45° zum Stamm verlaufen. Sowohl zu flache als auch zu steile Leitäste können weniger tragen. Sie brechen leicht aus. An den Leitästen sitzen die Äste, Zweige und Triebe des Baumes. Triebe sind ein oder zwei Jahre alt und biegsam. Sie sind etwa so dick wie ein Bleistift. Als Zweig bezeichnet man junges Holz im Alter von 3 bis 4 Jahren bis etwa Daumendicke. Älteres Holz bildet die Äste. Alles zusammen bildet die Baumkrone. Sie sollte locker und ausgewogen sein. Durch eine gute Baumkrone sollte man einen Hut werfen können, damit alle Früchte gut belichtet werden. Die Leitäste sollten etwa die gleiche Höhe erreichen, damit sie gleich stark wachsen. Das nennt man Saftwaage. |
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Wie wächst ein Baum? Bei einem Baum treibt immer die am höchsten stehende Knospe eines Zweiges oder Triebes am stärksten. Je höher die treibende Stelle im Baum ist, umso stärker wächst sie. Darum werden Äste immer länger und Spitzen immer höher. Ein Baum wächst stärker in die Höhe als in die Breite. Natürlich wächst ein Baum wie jede Pflanze aber auch zum Licht. Stehen Bäume zu eng oder haben sie nicht genug Licht, wachsen sie nur einseitig oder es entstehen Angststriebe (im Volksmund Wassertriebe genannt) auf den Ästen. ![]() |
Wo trägt ein Baum Früchte? Fruchtholz und Früchte bilden sich überwiegend an waagerechten Ästen, Zweigen und Trieben. Als Fruchtholz bezeichnet man die kurzen, ca. 10 cm bis 30 cm langen "Ästchen", an deren Enden die Blüten und später die Früchte sitzen. Senkrechte und steil nach oben wachsende Zweige und Triebe erzeugen hauptsächlich Holz. Man nennt sie Holztrieb. Einige Obstsorten tragen bevorzugt an Trieben eines bestimmten Alters, z. B. trägt Steinobst wie Kirsche, Pflaume, Pfirsich bevorzugt an einjährigen Trieben. ![]() |
Wie wirkt ein Schnitt? Durch den Ort des Schnittes bestimmt man die höchste Knospe eines Triebes und damit, wo ein Baum weiterwächst. Dadurch, wieviel man von einem Trieb entfernt hat, bestimmt man die Stärke des Neuaustriebes. Ein starker Rückschnitt bewirkt einen starken Neuaustrieb, ein schwacher Rückschnitt einen schwachen Neutrieb. ![]() |
Wennn man diese Prinzipien nachvollzogen hat, kann der Schnitt losgehen:
Zuerst wirft man einen Blick auf den Baum und schaut nach Fehlern. Nach jedem größeren Schnitt nimmt
man den Baum erneut in Augenschein.
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Wie könnte man diesen Baum schneiden?
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![]() Wichtig ist, dass er wieder eine Spitze bekommt und die Leitäste so gut es geht gleichberechtigt werden. Alles nach innen wachsende und die Wassertriebe sollten weg. Ein, zwei Wassertriebe kann man stehen lassen um daraus neue Äste zu bilden. Letztlich gibt es soviele Möglichkeiten einen Baum zu schneiden, wie es Fachleute dafür gibt. Es ist ungefähr so wahrscheinlich wie ein 6er im Lotto, dass zwei Fachleute den gleichen Baum auch gleich beschneiden würden, | |
Literatur: Martin Stangl, Obstbaumschnitt, 5. Auflage, BLV Verlagsgesellschaft mBH, München (2004) |